Renaturierung für räumliche Fassungen
Unsere Kulturlandschaft wird durch unzählige Landschaftselemente geprägt. Dazu gehören die Saumbiotope Rain und Hag. Es handelt sich bei Ersteren zumeist um Hecken, Lesesteinriegeln und Säumen zwischen Feldern, Äckern, Wiesen und entlang von Wegen. Vielerorts haben diese Landschaftselemente eine Flurbereinigung nicht überstanden. Sehr zum Missfallen der Natur. Was es mit diesen Kleinodien in der Landschaft auf sich hat, möchte ich in diesem Blog herausarbeiten.
Rain aus ie. *rei- abgrenzen, abschneiden; Randstreifen eines Feldes (Flurgrenze); -rainen ‘ab-, um-, angrenzen, anliegen i.S.v. anrainen, Anrainer. Als Rain bezeichnet man jenen Streifen, der eine Wiese, ein Feld oder einen Acker von der benachbarten Fläche abgrenzt.
Formen des Rains
Waldrand – Nicht als Rain bezeichnet, aber doch erwähnt seien die Waldränder, die Übergangszonen vom geschlossenen Wald zu Offenflächen. Am Waldrand ist Krautsaum, Strauchgürtel und Waldmantel, hier ändert sich die Tier- und Pflanzenwelt und der Bodentyp. Dieser Bewuchs ist gleichzeitig Wind- und Wetterschutz für den Wald.
Feld-, Acker- oder Wiesenrain – Raine unterteilen landwirtschaftliche Flächen und markieren oft auch eine Flurgrenze oder die Grundgrenze zwischen zwei Grundbesitzen. Raine können aus einem einfachen und meist schmalen Grünstreifen bestehen oder etwas breiter und heckenähnlich mit Büschen und Bäumen bewachsen sein.
Wegerain – Wegeraine an Weg- und Straßenrändern und -böschungen stellen eine eigene Form von Saumbiotopen dar. An Feldwegen findet sich noch öfters alte Heckenbestände, die für viele Tier- und Vogelarten wichtige Brut- und Lebensräume sind. An Straßen sind sie, wie auch Alleen oder begleitende Obstbäume, zumeist verschwunden.
Flussrain – Flussraine an Bächen und Flüssen finden sich Uferbegleitpflanzen und Tierarten, welche die Standortbedingungen am Wasser bevorzugen. Sie sind durch Flussbegradigungen und das dichte Anarbeiten an die Uferzonen vielfach verschwunden. Dabei sind sie sehr landschaftsprägend, insbesondere bei natürlich mäandrierenden Flussläufen.
Felsrain – Der Begriff Felsrain wird nicht mehr häufig gebraucht. Es waren die Randzonen an Felsen und Klippen, die oft darüber hinwegtäuschten, dass es an diesen Stellen steil und tief bergab ging. Manche Sage berichtet von Unglücken an diesen Stellen.
Bedeutungen
Raine entstanden durch die Kultivierung des Landes. Betrachtet man alte Aufnahmen, erscheinen viele Landschaften ungleich strukturierter als in der Gegenwart. Es sind Bilder wunderschöner Kulturlandschaften, die heute nicht mehr selbstverständlich sind.
Flurbereinigungen
In jüngerer Zeit verschwanden viele Raine durch Arrondierungen und Flurbereinigungen. Oder sind der Mechanisierung der Landwirtschaft zum Opfer gefallen. Breitere Grenzstreifen wurden verkleinert, Bepflanzungen gerodet, Flächen begradigt oder arrondiert, wodurch viele Acker- und Wiesenraine gänzlich abgekommen sind.
Insel der Artenvielfalt
Die biologische Vielfalt ist an den Rainen unglaublich hoch. Viele Tier- und Pflanzenarten sind hier angesiedelt, die im kultivierten Umland nicht zu finden sind. Und es sind auch wichtige Korridore für den Wildwechsel.
Erosionsschutz
Raine sind spezialisierte Schutzeinrichtungen der Natur. Der Wind- und Wetterschutz verhindert eine zu rasche Erosion der Erdkrume. Damit schützen sie die umliegenden Wiesen und Äcker vor zu schnellem Abtrag.
Schutz des Umlandes
Selten sind Bankette und Randböschungen bepflanzt. Diese Straßenraine sind durch den Verkehr stark beeinträchtigt. Wir dürfen uns vor der Natur sprichwörtlich verneigen, denn sie stellt sich für einen nicht unwesentlichen Schutz des umliegenden Landes zur Verfügung.
Bebauungsränder
Die zunehmende Verbauung und Zersiedelung der Landschaft macht Raine, die als Grünkorridore fungieren, für den Bestand und den genetischen Austausch der Wildpopulationen immer unverzichtbarer.
Elementare Beruhigungselemente
Der Lebensenergiefluss in der Natur findet in den Rainen eine Struktur und elementare Qualität. Hier bremst sich die Lebensenergie ein und steht der Natur beruhigt und länger zur Verfügung. Dies kommt nicht nur den Tieren und Pflanzen im Rain zugute, sondern dem gesamten umliegenden Land. Auch den Lebensmitteln, die dort wachsen, und mit ihnen auch dem Menschen.
Luftige Atmosphären
Die Natur modifiziert die Lebensenergie zu spezifischen elementaren Atmosphären. An den Rainen findet man bevorzugt luftige Atmosphären. Dazu gehören die Lage, der Stein und der Bewuchs. Darin findet der Menschen wieder einen klaren Kopf und kann mentale Blockaden lösen..
Lebendigkeit der Natur
Viele Menschen spüren die Erde als lebendigen Organismus. Dieser drückt sich besonders in der Natur aus. Vielfalt ist nachhaltige Lebendigkeit, Monotonie ist auf Dauer Belastung. Wir tun uns und der Natur etwas Gutes, wenn wir die Lebendigkeit wieder in unser Leben lassen.
Sagen
Manche Raine sind Gegenstand örtlicher Erzählungen und Sagen. Oft spielen auch bestimmten Pflanzen, wie die Hasel oder Erle, eine wichtige Rolle.
„Ein Knecht mähte in Naarn abends über den Rain in das fremde Feld hinein. Plötzlich hörte er Schreie wie von einem kleinen Kind und sah einen Kopf auf dem Felde auf- und niedertanzen. Voll Schrecken lief er heim und verletzte nie wieder die Grenze. Eine arme Seele hatte ihn durch das Jammern gewarnt.“ Depiny 8-1-47
Renaturierung
Verschwundene Raine lassen sich nur schwer wieder rückbauen. Wichtiger erscheint mir der Erhalt der noch vorhandenen Raine. Dabei stellt sich die Frage, was uns der Erhalt dieser wichtigen Landschaftselemente als Gesellschaft wert ist? Und wie sich der Landwirt als Naturpfleger finanziert?
Über den Autor:

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Mag. Wolfgang Strasser
Lebensraum- und Unternehmensberater
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